Eine jahrgangsübergreifende Lerngruppe der Stufen 7 und 8 der Friedenauer Gemeinschaftsschule bekam im Dezember interreligiösen Besuch. Als Imam-Rabbiner-Tandem waren die ehrenamtlichen Religionsvertreter Ender Cetin, islamischer Theologe und ehemaliger Vorsitzender der Sehitlik-Moschee am Columbiadamm, und Igor Itkin, Student am Rabbinseminar Berlin, im Einsatz.
Die beiden vermittelten durch ihr freundschaftliches Auftreten, dass es ganz selbstverständlich sein kann, sich als Muslim und Jude gegenseitig zu respektieren, gut zu verstehen und sogar miteinander befreundet zu sein. Diese Botschaft wurde noch unterstrichen durch ein Spiel zu den beiden Religionen. Dabei wurde deutlich, dass viele der religiösen Lehren, die die Schüler*innen aus dem Islam kannten, auch im Judentum Gültigkeit haben und vom Islam übernommen wurden. Anschaulich erzählten die beiden Religionsvertreter von verschiedensten Themen, die sie als religiöse Menschen im Alltag begleiten und was ein Rabbiner und ein Imam eigentlich genau sind. Die Schüler*innen fragten neugierig und überprüften, was die Meinung der beiden zu Dingen ist, die sie über Muslime und Juden gehört hatten.
Am nächsten Tag gab es für die Schüler*innen ein Wiedersehen mit Igor Itkin und Ender Cetin in der Synagoge der Gemeinde Kahal Adass Jisroel. Die Gemeinde öffnete ihre Türen für die Klasse und die Schüler*innen erhielten einen Einblick sowohl in die Geschichte der Synagoge vor Ort als auch die Geschichte des Judentums in einem größeren Zusammenhang. Die Synagoge ist eine der wenigen, die in der Zeit des Nationalsozialismus nicht zerstört wurde, da ihre Lage innerhalb eines Gebäudeensembles bewirkte, dass ein Feuer womöglich auf angrenzende Gebäude hätte übergreifen können und sie deshalb von einer Brandstiftung verschont blieb.
Für die Jugendlichen war es der erste Besuch in einer Synagoge und für die Jungen in der Klasse das erste Mal, dass sie sich eine Kippa aufsetzten, womit sie ihren Respekt gegenüber den Gläubigen der Gemeinde zeigten. In der Synagoge gab es natürlich auch Vieles zu sehen, was mit der religiösen Praxis im Judentum zu tun hat: vom Chanukkaleuchter über das ewige Licht bis zu den vielen, vielen Büchern zu religiösen Fragen. Auch für den Imam Ender Cetin gab es hier noch einmal viel Neues über das Judentum zu lernen.
Anschließend übernahm er dann die Rolle des Erklärers, als er die Schulklasse und den jüdischen Kollegen in der Sehitlik-Moschee am Columbiadamm begrüßte. Auch hier zeigten die Jugendlichen Respekt und zogen ihre Straßenschuhe aus, bevor sie die Moschee betraten. Drinnen gab es Gelegenheit am muslimischen Alltag teilzuhaben, denn es war Zeit für das Mittagsgebet, bei dem die Klasse Ender Cetin und den anderen Moscheebesuchern zuschauen durfte. Zum Abschluss durften die Schüler*innen dem Imam noch einmal Löcher in den Bauch fragen zu allem, was es in der Moschee und im Gebet zu sehen gab.
Gemeinsam verabschiedeten sich der Imam und der Rabbinerstudent schließlich von der Klasse und traten zusammen ihren Rückweg mit dem Bus an – ein Bild, das im Gedächtnis bleibt.
Wir danken der Friedenauer Gemeinschaftsschule, der Gemeinde Kahal Adass Jisroel, der Sehitlik-Gemeinde sowie natürlich Igor Itkin und Ender Cetin für Ihr Engagement, diese meet2respect-Begegnungen zu ermöglichen.