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Am 24. November 2014 fand unter großem Medieninteresse unsere meet2respect-Diskussionveranstaltung im Tagungswerk Jerusalemkirche statt.

Ender Cetin, als Vorstandsvorsitzender der Şehitlik-Moschee legte aus seiner Sicht die muslimische Position auf Grundlage des Korans zum Thema Homosexualität dar:

a) Ausgehend von den Aussagen des Korans gibt es unter muslimischen Gelehrten den Konsens, dass homosexuelle Handlungen theologisch als Sünde zu betrachten sind. Ähnliches gilt – bekanntlich – auch für das Trinken von Alkohol oder außerehelichem Beziehungen. Handlungen, die islamisch-theologisch als Sünde betrachtet werden, könne er aus seinem Glauben heraus nicht gutheißen.

b) Gleichzeitig ist Ender Cetin und andere Vertreter muslimischer Verbände der festen Überzeugung, dass die sexuelle Orientierung, der Konsum von Alkohol, oder was auch immer in der islamischen Theologie als Sünde betrachtet wird, Privatsache ist. Ob sie etwas gutheißen oder nicht, wird und kann die Freiheit des Einzelnen in keiner Weise beschränken. In Ihrem Sinne handelt hier jeder Mensch eigenverantwortlich und wird im Jenseits – dies ist fester Bestandteil der islamischen Glaubensvorstellung – vor seinem Schöpfer für sein gesamtes Handeln Rechenschaft ablegen müssen.

c) Auch wenn Ender Cetin und andere Vertreter muslimischer Verbände Homosexualität als solche nicht gutheißen, verurteilen sie jegliche Form der Verfolgung oder gar Gewaltanwendung gegen Homosexuelle. Sie wenden sich entschieden gegen jegliche Form der Diskriminierung und Verfolgung irgendwelcher gesellschaftlicher Gruppen einschließlich der Homosexuellen.

d) Zuletzt stellt Ender Cetin klar, dass Menschen gleich welcher sexueller Ausrichtung selbstverständlich willkommen in einer Moschee sind – der Rahmen von Besuchen und Führungen allerdings keinen politischen Charakter haben sollte.

Sicherlich, manche der anwesenden Schwulen und Lesben hätten sich eine andere Aussage im Hinblick auf Punkt a) gewünscht. Im Großen und Ganzen wurde allerdings anerkennend die Aussagen von Ender Cetin zu b), c) und d) respektiert. Dies sind auch die Ansätze, die wir als Leadership Berlin unterstützen und in Kooperation mit dem Völklinger Kreis und den Wirtschaftsweibern dazu beitragen möchten, dass diese Gedanken weiter nach außen getragen und mit Leben gefüllt werden.

Die Diskussion fand zu jedem Zeitpunkt in gegenseitigem Respekt statt.

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auf dem Podium von links nach rechts: Ender Cetin, Winfriede Schreiber, Daniel Worat

Als interessant empfanden viele einen Vergleich, den Pinar Cetin zum Thema Diskriminierungserfahrungen schilderte:

Im Alter von 17 Jahren entschied sie sich gegen den Willen ihrer Eltern, aus religiösen Gründen ein Kopftuch zu tragen. Ihre Eltern sprachen sich insbesondere dagegen aus, weil sie davon ausgingen, dass ihre Tochter mit Kopftuch in vielerlei Hinsicht im Bildungsweg und Beruf Nachteile in Kauf nehmen müsste, was dann auch so eintraf. Seitens der Mehrheitsgesellschaft erlebte Pinar Cetin immer wieder, wie Menschen versuchten, ihr das Tragen des Kopftuches auszureden, es ihr zu verbieten oder ihr einzureden, dass sie unterdrückt werde und sich dessen gar nicht Bewusst sei. Dann schlug sie den Bogen zum Thema Homosexualität:
– Sie erwartet nicht, dass jeder es gut findet, dass sie Kopftuch trägt, sie erwartet aber, dass es respektiert wird und nicht versucht wird, sie dahingehend zu ändern.
– Umgekehrt ist ihre Position gegenüber Schwulen und Lesben, dass sie es auch nicht gut findet, wenn Menschen ihre Homosexualität ausleben, sie dies allerdings ebenfalls respektiert und nicht versucht, ihnen das auszureden und einzureden, dass Homosexuelle doch heterosexuell werden sollten.

Ein sicherlich interessanter Vergleich, der an sich schon ein Thema für eine weitere solche Diskussionsveranstaltung wäre…

An der Veranstaltung nahmen ca. 20 Medienvertreter/innen und über 200 Gäste teil, die zum größten Teil aus der LGBTI*-Community kamen.

Begrüßung durch Dilek Kolat, Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen von Berlin

Begrüßung durch Dilek Kolat, Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen von Berlin